Kaum ein anderer Festtag blickt auf eine solche Tradition zurück, wie das Erntedankfest. Bereits in der Antike wurde eine erfolgreiche Ernte gefeiert, was nicht nur für den westlichen, sondern auch für andere Kulturkreise gilt. In die kirchliche bzw. römisch-katholische Tradition wurde das Erntedankfest im dritten Jahrhundert integriert, wenngleich es sich zu keinem Zeitpunkt um einen echten Feiertag handelte. Darüber hinaus existiert bis heute kein einheitlicher Termin, was vor allem mit den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und damit einhergehend variierenden Erntezeitpunkten liegt.
Erntedankgaben schmücken die Altare in den Kirchen
Wann findet das Erntedankfest in Deutschland statt?
Erste Regelungen darüber, wann das Erntedankfest zu feiern ist, datieren auf die Zeit nach der Reformation. So war es die evangelische Kirche, die in einigen ihrer Kirchenordnungen verbindliche Angaben hinsichtlich eines Termins vornahm und unter anderem das Fest des Erzengels Michael am 29. September oder auch den Batholomäustag am 24. August vorsahen. Alternativen sind der Sonntag nach dem St. Gilgentag oder Ägidiustag am 1. September. Interessant hieran ist die Tatsache, dass bereits am Ägidiustag in vielen bayerischen Orten Volksfeste stattfinden, die jedoch nicht als Erntedankfest gelten. Zuletzt wurde sogar St. Martin am 11. November als Termin für das Erntedankfest angesehen.
Erste einheitliche Regelungen
Wenngleich das Erntedankfest nicht im Rang eines gesetzlichen Feiertags stand oder steht, wurden im Jahr 1773 verbindliche Regelungen durch den damaligen preußischen König Friedrich II. getroffen. Demnach fällt das Erntedankfest auf den Michaelistag oder den darauffolgenden Sonntag. In den evangelischen Kirchen orientiert man sich heutzutage eher am Kalender und nimmt den ersten Oktobersonntag als Termin für das Erntedankfest, was 1972 auch von der römisch-katholischen Bischofskonferenz für Deutschland festgelegt wurde.
Wie wird das Erntedankfest in Deutschland gefeiert?
Wenngleich von kirchlicher Seite explizit auf den weltlichen Charakter des Erntedankfestes hingewiesen wird, werden die Altäre vielerorts mit Erntedankgaben geschmückt. Eine weitere Tradition besteht in der so genannten „Erntekrone“, die aus Ähren geflochten und mit Feldfrüchten dekoriert wird und zum Altar gebracht wird. Hierüber existiert jedoch keine einheitliche Regelung, sodass die Art und Weise von Gemeinde zu Gemeinde variieren kann. Beliebt ist auch das Singen des bekannten Bauernliedes von Matthias Claudius, das sich im evangelischen Gesangsbuch, nicht aber im katholischen „Gotteslob“ wiederfindet.
In zahlreichen deutschen Städten finden
rund um das Erntedankfest Festumzüge statt, die mal mehr mal weniger mit der
Ernte in Verbindung gebracht werden. Besonders bekannt sind die Veranstaltungen
im mittelfränkischen Fürth, in Clarholz bei Gütersloh sowie in Heidesheim am
Rhein und dem Hamburger Stadtteil Kirchwerder. Anhand der unterschiedlichen
geografischen Lagen lässt sich schnell erkennen, dass es sich bis heute um
einen uneinheitlichen Brauch handelt. Selbiges gilt auch für die Strohfeuer
bzw. das Anzünden von Strohpuppen, das mancherorts praktiziert wird.