Auch, wenn der Martinstag deutschlandweit mit unterschiedlichen Bräuchen begangen wird, handelt es sich weder im weltlichen noch im kirchlichen Sinne um einen „echten“ Feiertag. Konkret bedeutet dies, dass an Martini bzw. dem Fest des heiligen Martin weder die Geschäfte schließen noch schulfrei ist. Der Namenstag des namensgebenden Martin von Tours fällt sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche auf den 11. November.
Der Martinstag ist auch der Schlemmerei gewidmet.
Worauf geht der Martinstag zurück?
Bei einer Erklärung des Martinstages ist zwischen den verschiedenen Bräuchen und dem tatsächlichen Leben und Wirken des Martin von Tours zu unterscheiden. Anders formuliert wurden eine Fülle bereits bestehender Bräuche im 19. Jahrhundert auf den Martinstag gelegt und eine inhaltliche Verbindung hergestellt.
Martin von Tours oder Martinus, wie er mit lateinischem Namen hieß, lebte von 317 bis 397 und war Bischof. Als Sohn eines römischen Militärs kam er als Kind erstmals in Berührung mit dem Christentum und konvertierte schließlich. Als Soldat verweigerte Martin unweit von Worms den Dienst und begründete dies damit, dass er fortan nicht mehr Soldat des Kaisers (miles Caesaris) sondern Soldat Christi (miles Christi) sei. Die Folge war die Entlassung aus dem Militärdienst im Jahr 356. Bereits 351 war Martin getauft worden, 372 erfolgte die Weihe zum Bischof von Tours.
Die besondere Bedeutung Martins resultiert aus der Legende, nach der Martin am Stadttor von Amiens einem armen frierenden Mann die Hälfte seines Mantels reichte. Eine weitere Geschichte besagt, dass sich Martin vor seiner Weihe zum Bischof in einem Gänsestall versteckte, da er sich der Position als nicht würdig befand. Die Gänse verrieten ihn, woraus möglicherweise der Brauch der Martinsgans resultiert.
Wie wird der Martinstag gefeiert?
In kirchlicher Hinsicht wird der Martinstag nicht besonders gefeiert und es finden meist auch keine eigenen Messen oder Gottesdienste statt. Stattdessen hat sich ein reges Brauchtum entwickelt, das möglicherweise auch darauf zurückzuführen ist, dass der Martinstag unmittelbar auf den Winteranfang gemäß des Julianischen Kalenders folgt.
In ganz Deutschland bekannt ist das Laternenlaufen bzw. der Martinszug. Erinnert wird damit an die historische Lichterprozession, die zur Überführung von Martins Leichnam nach Tours stattfand. Am Ende des Martinszugs versammeln sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Martinsfeuer. Die größten Martinsumzüge finden in Worms-Hochheim, Kempen am Niederrhein, Essen-Frintrop und Bocholt statt.
Im Westen Deutschlands erhalten die Kinder an St. Martin einen „Weckmann“ oder „Stutenkerl“ wobei es sich um süßes Hefegebäck handelt. In Süddeutschland ist auch Laugengebäck möglich. Ebenfalls in vielen Regionen Deutschlands bekannt ist das Martinssingen, zu dem ebenfalls im Rheinland und im Bergischen Land die meisten Lieder existieren.
Die traditionelle Martinsgans wird in Deutschland mit Rotkohl und Klößen verspeist, was auf die Zeit der Lehnsherrschaft zurückgeht. Da der Martinstag vor Beginn des Fastens vor Weihnachten lag, mussten in früheren Jahren die leicht verderblichen und fetten Lebensmittel zuvor aufgebraucht werden, weshalb der Martinstag auch der Schlemmerei gewidmet ist. Auch wurden die Steuern am Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres früher in Naturalien (eben auch in Gänsen) gezahlt. So nimmt nicht wunder, dass der Martinstag früher auch unter der Bezeichnung Zinstag bekannt war.
In protestantischen Regionen wird an St. Martin wiederum auch Martin Luthers gedacht und in den protestantischen Gebieten Süddeutschlands (vor allem Franken) bringt teilweise der Pelzmärtel Geschenke. Interessant an diesem Brauch ist der enge Zusammenhang zum Nikolaustag.
Der Beginn des rheinischen Karnevals am 11.11. bzw. Martinstag ist ein neuerer Brauch, der aus dem 20. Jahrhundert stammt.